- Heinrich von Brettach -

Berühmte Persönlichkeiten verleihen den Orten, wo sie geboren sind, gelebt oder gewirkt haben, allemal mehr Glanz. Beispiele gibt es zuhauf. Dann wird der lokale Stolz eifrig gepflegt: Schaut her, ihr Bürger andernorts, in welcher bekannten Stadt, in welchem noblen Dorf wir leben! Und heutzutage läßt sich, mehr als früher, das behutsam aufgebaute Image in irgendeiner Weise hervorragend vermarkten. Die rastlosen modernen Touristen, auf der Suche nach Unentdecktem, grasen die letzten Winkel der Erde ab.
In kleinen Dörfern mit uralter bäuerlicher Struktur erwuchsen zwar immer lokale Geistesgrößen, besondere Charaktere und Originale, sie schafften aber selten den Durchbruch zu einem größeren überregionalen Bekanntheitsgrad. Die meisten wirkten bescheiden, wurden nie besonders erwähnt, blieben also im Verborgenen.
Hat so ein Dorf wie das unsrige schließlich neben dem bekannten Brettacher Markt (seit 1681!) und dem weithin bekannten Brettacher Apfel Berühmtes aus sehr alter Zeit, so bleibt unglücklicherweise auch noch ein winziger Rest an Unsicherheit, ob der tüchtige Mann, von dem hier die Rede ist, von unserem Brettach war.
Bei Namensgleichheit zweier Orte ist es nicht ganz einfach, alte Aufzeichnungen mit absoluter Sicherheit richtig zuzuordnen.
Die Rede ist von zwei Orten namens Brettach, vom sogenannten "Spätzlesbrettach" und dem "Gänsbrettach" genannten Dorf unterhalb der Burg Maienfels, weiter oben im Brettachtal gelegen.
Franz Gehrig vom Heimat- und Verkehrsverein Mühlbach e.V. beschreibt in einem Bericht im "Mühlbacher Jahrbuch 77" die Orts- und Klostergründung von Mühlbach bei Eppingen. Danach geht diese auf den in Weinsberger Diensten stehenden Heinrich von Brettach (Henricus de Brettach, miles; miles = Soldat, Dienstmann) zurück.
Eine Urkunde vom 31. April 1290 bezeugt, daß Ritter Heinrich von Brettach die Kapelle in Mühlbach, Filialkapelle der Pfarrei Eppingen, samt zugehörenden Gütern einem Kloster in Hagenau gab.
Zu der Frage, von welchem Brettach dieser Heinrich denn nun stammte, schreibt Franz Gehrig folgendes:
"Ein Ort Brettach liegt im alten Oberamt Neckarsulm am Unterlauf der Brettach, die bei Neuenstadt in den Kocher fließt. Dort wird der Stammsitz der Herren von Brettach angenommen." [Anmerkung: Vielleicht auf der sagenhaften Burg "Rödern"?].
Weiter heißt es: "Manche denken auch an Brettach bei Maienfels-Neuhütten. Die Urkunden geben wenig Sicherheit. Da das Geschlecht früh ausstarb, ist nur ein Siegel, - kein vollständiges Wappen mit Helmzier bekannt."[...]
"Den Besitz in Mühlbach hat Henricus von Brettach wohl als Gefolgsmann der Herren von Weinsberg erhalten, denn diese hatten ehemalige Reichsdörfer um Eppingen als Pfand, nämlich Rohrbach a.G. nachweislich 1316 bis 1338 und Richen im Jahr 1325."
Von etwa Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1423 besaßen die Herren von Weinsberg Brettach. Hin und wieder verpfändeten sie den Ort, verkauften ihn dann 1425 endgültig an die Kurpfalz. Nach dem bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg kam dann Brettach 1504 in Verbindung mit dem Amt Neuenstadt zu Württemberg. 
Die Brettacher waren also weinsbergisch, und die Tüchtigen unter ihnen wurden sowohl in Friedens- wie in Kriegszeiten mit besonderen Aufgaben bedacht. Als Belohnung wurden ihnen Adelstitel verliehen, und manch einer bekam Land geschenkt. Folgende urkundliche Erwähnungen sind von Heinrich von Brettach bekannt:

  • Im Jahr 1261 erhält Heinricus von Brettach das Lehen Heinsheim von Erkenger von Magenheim. (OA-Beschr. Neckarsulm)

  • Am 6. Januar 1269 ist Heinrich von Brettach Zeuge, als Elisabeth von Katzenelnbogen, Gattin des Konrad von Weinsberg, ihr Wittum erhält. (Regesten der Grafen von Katzenelnbogen Nr. 170)

  • 1282: Ritter Heinricus, genannt von Brettach (Albrecht, Weinsberger Regesten)

  • 1289 verkaufte Ulrich von Magenheim Weinberge in Mörderhausen (ehemals bei Meimsheim) und in Lincbrunnen (= Leonbronn), von welchem dem Ritter Heinricus, genannt von Brettach, jährlich 5 Heller Zins gereicht werden. (Zeitschr. für Gesch. des Oberrheins 2,1851, S. 246)

Die Grabplatte des Heinrich von Brettach in der evangelischen Kirche in Mühlbach bei Eppingen stammt aus dem Jahr 1295. Sie trägt eine sehr gut erhaltene Inschrift in lateinischer Sprache. Die Buchstaben auf der linken Seite stehen nach außen und sind in Spiegelschrift eingemeißelt.

Die Umschrift lautet: ANNO DNI M CC LXXXXV IDUS AUGUSTI OBIIT HAINRICUS MILES DE BRETACH FUNDATOR ISTIUS LOC(i) +

Zu deutsch: Im Jahre des Herrn 1295 an den Iden des August ( = 13. August ) starb der Ritter Hainricus von Bretach, der Gründer dieses Ortes.

"Unter 'Ort' ist hier Kapelle und Kloster zu verstehen."[...] 
"Der jugendliche bartlose Kopf des Dargestellten ruht auf einem Kissen, die Füße stehen auf einem Löwen."[...] "Der Löwe ist Sinnbild des Mutes und der Tapferkeit. Unser Ritter hält zum Zeichen seiner Ritterwürde mit der Rechten das Schwert empor, während die Linke auf der Brust ruht." (Franz Gehrig)
Er trägt keine richtige Krone als Kopfschmuck, sondern ein Krönchen, welches das Haar zusammenhält. Der mit Rosetten verzierte Gürtel umschließt das lange faltenreiche Gewand.

Grabplatte des Heinrich von Brettach in der evang. Kirche in Mühlbach
 
Texte aus: "Mühlbacher Jahrbuch ' 77" von Franz Gehrig 

aus "Rückblicke" des Heimatgeschichtlichen Vereins Langenbrettach e.V. [Nr.55]
Herbert Schlegel