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Geschichte
der Brettacher Kirche
Innenansichten
unserer Kirche
Artur Georg Klein (1959) Der Anfang der Kirche Die
erste Kirche des Brettachtales stand in Helmbund. Dort wurde in fränkischer
Zeit von der Herrschaft in Weinsberg ein Königsgut eingerichtet mit
einem königlichen
Dienstmann und die Mutterkirche, d. h. die Taufkirche erstellt. Gegen Ende
des 10. Jhdts. wurde durch die Grundherrschaft auch in Brettach eine Kirche
erbaut, und zwar gegenüber dem Herrenhof - so war es die Regel -,
auf dem aus dem Tal ansteigenden Gelände, also an der Stelle des oben
erwöhnten heidnischen Quellenheiligtums. So fiel die Erneuerung unserer
Kirche 1955 zusammen mit dem 1000jährigen Jubiläum ihres Bestehens.
Es war die Zeit der Klostergründungen sowie der Kirchen- und Burgenbauten.
Viele Kirchen wurden zum Schutz der Bevölkerung als Wehrkirchen cngelegt,
so auch die Brettacher Kirche. Dieser Charakter der Wehrkirche erweist
sich einmal an dem mächtigen bergfriedähnlichen Turm, der aus
großen Quadersteinen in einer Mauerstärke von 1,50 m, in einer
Höhe von 32 m, in einer Breite von 6,44 m und einer Tiefe von 7,44
m errichtet war. Möglicherweise diente der untere Teil des Turmes
ursprünglich als Kapelle. Der Hochaltar stand an der Stirnseite des
heutigen Chores unter dem frühromanischen Fenster. An dieser Stelle
befindet sich heute noch das Grab das man unter dem Altar zur Beisetzung
eines Priesters oder Heiligen anzulegen pflegte. Im Verhältnis zu
dem Turm war das Kirchenschiff klein. Die Höhe seiner Mauern betrug
nach den Bauakten aus dem Jahr 1578 4,20 m, seine innere Weite 6,44 m,
also genau die Breite des Turmes, die Länge 10,26 m. Es war an den
Turm angesetzt ohne bauliche Verbindung mit demselben. Bei den Erneuerungsarbeiten
1955 hat Gipsermeister A. Seeberger in der Südwand des des Schiffes
den Eckstein festgestellt, der das ursprüngliche Ende der Mauer angezeigt.
Siehe Bild (gezeichnet von W.Dorfer.) Das
romanische Fenstergestein, das in dem oberen Teil der Westwand der heutigen
Kirche eingemauert ist, stammt sehr wahrscheinlich aus dem alten Kirchenschiff.
Zum anderen erweist sich der Wehrcharakter an den „Gaden". Das sind kleine
Häuschen, die an die Innenseite der Kirchhofmauer angebaut die Kirche
umgaben. Diese Gaden hatten meist einen gewölbten Keller, zu ebener
Erde je einen Raum für Menschen und Vieh und im Dachstock Platz für
Futter. Dahin flüchtete sich die Bovölkerung in Zeiten der Gefahr.
Die Bauakten von 1578 erwähnen 23 Gaden. Daraus läßt sich
schließen, daß zur Zeit der Anlage der Gaden zumindest 23 Höfe
bestanden. Die Skizze 4 (Zeichnung von Herrad Spieser) zeigt, wie man sich
das Aussehen von Kirche und Kirchhof in der Zeit vor 1578 denken muß.
Diese „Hüttlin" wurden später von Bauern, die dafür einen
Zins an die Kirchenpflege zahlten, zum Unterbringen von Früchten und
Futter benützt. Die Kirchenheiligen Hoffmann
vermerkt in seiner Aufzählung der Kirchenheiligen in Württemberg,
daß die Kirche in Brettach Peter und Paul geweiht sei. In „Das Königreich
Württemberg", Bd. I, p.524 wird als Kirchenpatron der hl. Ägidius
genannt. Es ist also entweder anzunehmen, daß ein Nebenaltar diesen
südfranzösischen Heiligen geweiht war. Er kann da gestanden haben,
wo heute das „Tauftörle" ist. Oder die anfängliche Kirche war
dem Ägidius geweiht, dem Partron der Fruchtbarkeit, besonders der
Ernte. Dafür spricht, daß die Verehrung des Ägidius, der
Abt in der an Burgund angrenzenden Provence war, in der Zeit der Erbauung
unserer Kirche aufgekommen ist. Wenn weiter, wie neueste Forschungen annehmen,
der Chorturmbau aus Burgund stammt, liegt die Vermutung nahe, daß
bei unserer Kirche ein Zusammenhang zwischen Baustil und dem Kirchenheiligen
Ägidius besteht. Auch errinnert an diesen Heiligen der hiesige Gemarkungsname
„Gilgenäcker" (Gilge obd. Ägidius.) Diese Äcker zog der
Herzog nach der Reformation an sich und verkaufte sie an Private. Möglicherweise
deutet auch das Brettacher Wappen, die Haferrispe, als Zeichen der fruchtbaren
Ernte auf Ägidius hin. Eine dritte mögliche Annahme wäre
die, daß die Kapelle dem Ägidius geweiht war, und nach dem Anbau
des Schiffes im 11. Jhdt. die Kirche den Aposteln Peter und Paul geweiht
wurde. Im Jahre 1514 scheint die alte Kirche erneuert worden zu sein. Zeichen
dieser Erneuerung sind das gotische Fenster in der Südwand des Chores
und das heutige Westportal mit dem gotischen Astwerk mit der Jahreszahl
1514. Der Schlüssel deutet auf den Bischof von Worms, der wahrscheinlich
seit der Verpfändung an die Pfalz die kirchliche Oberhoheit besaß.
Das württembergische Wappen zeigt, daß politisch Brettach zu
Württemberg gehörte. Das Portal wurde nach der Erweiterung der
Kirche wiederverwendet. Pfarrer und Pfarrhaus vor der Reformation Im
Jahre 1264 wird Otto, Vicarius in Brettach, erwähnt. 1293 ist ein
Konrad von Brettach als Kaplan genannt. 1400 ist Heinrich Brotbeck von
Neuenstadt Pfarrer in Brettach, 1451 Hans Meerfleiß. 1495 ist Pfarrer
Kaspar Ruff und Frühmesser Lienhart Stoll. Frühmeßpfründgebäude
waren die Häuser an der Kirchmauer. Lehnsherr der Pfarrei war der Kaplan
zu Scheuerberg bei Neckarsulm. Ob der erste Pfarrer nach Einführung
der Reformation, Thomas Bauer, schon vor derselben hier amtierte, ist ungewiß.
Vielleicht ist sein Name im Verzeichnis der lutherischen Pfarrer deshalb
wieder gestrichen worden, weil er vorher katholischer Priester gewesen
war und nicht eine rein lutherische Ausbildung hatte. Auch der Name seines
Nachfolgers, Joachim Stahl, wird aus demselben Grunde gestrichen sein.
Das erste Pfarrhaus wurde wahrscheinlich im 14. Jhdt. erbaut. Es stand
östlich des jetzigen, das aus dem Jahre 1740 stammt. Die Kirche nach der Reformation Im Jahre 1541 wurde Brettach evangelisch.
Für die inzwischen auf 600 angewachsene Einwohnerzahl waren die Kirche
und der Kirchhof zu klein geworden. Dies geht aus folgenden Berichten hervor,
in denen der Oberamtmann von Weinsberg dem Herzog die Erweiterung des Kirchenschiffes
vorschlägt. Nachdem er "samt dem Forstmeister zu Neuenstadt, auch
Meister Veltin Steinmetz" die Kirche und den Kirchhof besucht hatte, schreibt
er unter dem 22.6.1574 "der engen Kirche und Friedhofs halber zu Brettach",
daß "das Kirchlein bis an den Kirchturm nur 37 Schuh lang, 23 Schuh
breit und an der Mauer 15 Schuh hoch" ist. "So ist der alt Kirchhof auf
der rechten Seiten, so man zum Tor hineingeht zwischen der Kirche und den
Häuslen 13 und auf der linken Seiten 6 Schuh breit. Und dann der alt
ganz Kirchhof zu der Ringmauern in der Breiten 6 und in der Längen
7 Ruten. Und dieweil der Kirchhof so eng und zu der Begräbnis nit
weit genug gewesen, hat die Gemeind zu Brettach mit Rat Ihrer Ober- und
Unteramtsleut zu Neuenstadt ein Teil der Kirchmauer hinweggebrochen und
den Kirchhof an der breiten Wand 3 Ruten in der Breiten und in der Länge
6 Ruten erweitert". Diese Friedhofserweiterung war auf Betreiben der Gaden-Besitzer
geschehen, die sich gegen die Kirchenvergrößerung wehrten, weil
sie dadurch die ,,Hüttlin", die sie "mit etlichen jährlichen
Früchten an den Pfarrer erkauft hatten, hatten abreißen müssen.
Sie wollten es bei einer Vergrößerung des Friedhofs bewenden
lassen und hatten nach dem Bericht des damaligen Dekans von Weinsberg den
Neuenstädter Amtmann David Erbermann "mit einem Kalb verschmieret",
damit er die Friedhofserweiterung ihren Plänen entsprechend genehmigte.
Der Oberamtmann fährt in seinem Bericht fort: "Der Pfarerr zeigt an,
daß er bei den 600 Communanten zu versehen, welche bei weitem in
diesem engen kleinen Kirchlein nit Platz noch weithin genug wär, denn
die Erfahrung mitbringt, daß viele Männer, Weiber und Kinder
Sommer und Winter gern außerhalb der Kirchen bleiben." Sie "befinden:
Weil Brettach ein groß Dorf mit einer großen Commun, und aber
ihr selbig Kirchlein viel zu klein, daß sie nachfolgend gestalt zu
erweitern, nämlich daß die am Hinteren Giebel gegen den neuen
Kirchhof auf 26 Schuh verlängert und die eine Seiten der Kirchmauer
gegen die kleinen Häuslin und die Sakristei 19 Schuh hinausgerückt-
und die ganz Kirchmauer zu allen Teilen noch 6 oder 7 Schuh höher
denn die alt Mauer gewesen erhöht wird; möge alsdann das Pfarrvölklein
weithin und Raum genug haben."
Zum Eingang der ersten Kirche, der im Westen lag, gelangte man durch das alte Tor im Südwesten der Wehrmauer. Siehe Bild 5. (W. Dorfer.) Der
Kirchweg führte sehr wahrscheinlich von der Mühlgasse aus über
eine Treppe zur Kirche hinauf.. Der Torbogen ist in dem Mauerwerk der an
dieser Stelle angebauten Scheune erhalten geblieben. Daneben ist ein zweiter
etwas höher gelegener Torbogen sichtbar, der zu dem wahrscheinlich
im Zusammenhang mit der oben erwähnten Kirchhofserweiterung von 1574
angelegten Eingang gehörte. Die 1578 erweiterte Kirche hatte zunächst
noch nicht das heutige Aussehen. Die Sakristei befand sich an der Ostmauer
zwischen Taufstein und Nordwand, also innerhalb des Kirchenschiffs. Vor
ihr, am heutigen Platz des Taufsteins, stand der vergitterte Pfarrstuhl.
Er wurde 1886 entfernt. Die Empore wurde erst 1681 eingebaut, reichte jedoch
nur bis zum heutigen Nordeingang der Kirche. Dies wird bestätigt durch
die noch verhandenen alten Konsolen, die nur bis dahin reichen, und durch
die nur soweit durchgeführte alte Bilderreihe der Emporenbrüstung.
Als Aufgang zur Empore diente eine Treppe an der Außenseite der Nordmauer.
Sie begann an der heutigen Nordtüre. Das zweite Kirchenfenster läßt
noch durch seine höher liegende Fensterbank und die Türangeln
im Fenstergewände erkennen, daß hier der Eingang zur Empore
war. Die Bemalung der Brüstung ist das Werk des Heilbronner Meisters
Hans Veit Becker. Um die Mittel für diese Arbeiten aufzubringen und
allgemein die Schäden des 30jährigen Krieges zu beheben, verkaufte
die Gemeinde 1654 an die Herrschaft in Neuenstadt für 1281 Gulden
den 212 Morgen großen Wald Kiefertal "nebst 12 Morgen vom älteren
Gemeindewald." Wann die Kanzel von ihrem ersten Platz in der Südostecke
des Schiffes gegen die Mitte der Südwand versetzt wurde, ist nicht
bekannt. Diese Verlegung war nicht sehr glücklich. Noch in einem Pfarrbericht
von 1828 heißt es: "Die Stellung der Kanzel ist zum Predigen nicht
bequem." Die letzte Renovierung gab der Kanzel ihren eigentlichen Platz
wieder. 1805 wurde der Boden des Altar- und Chorraums gegen den Plattengang
des Schiffes um 1 Schuh (1 Schuh = 28 cm) erhöht. Bei den folgenden
großen Renovierungsarbeiten 1843 wurde die Sakristei in der heutigen
Form angebaut. Im Zusammenhang damit legte man einen neuen Aufgang zur
Empore, zu der man von da ab nur noch durch einen neu in der Ostwand angebrachten
Eingang gelangte. Die Empore wurde bis dorthin vorgezogen und für
die hier aufgestellte Orgel ein neuer Platz auf einer weiteren Empore geschaffen,
die an der Ostwand bis zum Chorbogen geführt wurde. Die an der neuen
Emporenbrüstung fortgesetzte Bilderreihe verrät deutlich das
19. Jahrhundert. Im Jahre 1886 wurde das Kircheninnere neu gestrichen.
Hierüber ist folgender ausführlicher Bericht des Pfarrers Hohbach
erhalten: "... Die Brüstungen der Emporen, bei welchen von einem neuen
Anstrich dermalen nicht die Rede ist, bestehen nämlich aus weißen
Rahmen mit himmelblauen Feldern, welche durch schwarze mit Goldfarbe verzierte
Säulchen voneinander getrennt und größtenteils mit biblischen
Darstellungen ausgefüllt sind... Die Kanzelbrüstung hat blaue
Felder, durch die vorhin beschriebenen Säulchen voneinander getrennt...
Im Schiff befindet sich ein vergitterter Pfarrstuhl der ursprünglich
grün angestrichen, aber später weiß überfahren war...
Im Juni und Juli 1886 wurde nach Vorschlägen von Herrn Bauinspektor
Dolmetsch im Innern der Kirche ein Anstrich der Wände und der Decke
und des Gestühls im Schiff sowie der Emporenbrüstung der Orgel,
der Kanzel, des Taufsteins und Altars vorgenommen, der vergitterte Pfarrstuhl...
entfernt, das Geläute aus dem Chor über das Chor verlegt, im
Turm eine neue Treppe angebracht... Für die hübschen Verzierungen
in den Fensternischen berechnete Maler Schmid aus Neuenstadt keinen Arbeitslohn...
Außerdem wurde im Chor ein (romanisches) Fenster von Kathedralglas
mit gemalten Arabesken eingesetzt. Preis 13,50 M... Die unschönen
Engel neben dem schönen Cruzifixus hätte man gern entfernt, schonte
ihrer aber für diesmal." Die Gipserarbeiten wurden durch Gipser Hornung,
Brettach, die Malerarbeiten durch Maler Schmid, Neuenstadt und die Schreinerarbeiten
durch Schreiner K. Kuttruff für insgesamt 1160,- M ausgeführt.
Die nächsten umfangreicheren Innenarbeiten wurden 1922 durchgeführt.
Alle bis dahin erhalten gebliebenen Zeugnisse künstlerischer und geschichtlicher
Entwicklung der Kirche: Stifternamen, Wandgemälde, Cruzifixus, Taufstein,
Altar und Kanzel wurden einfarbig übermalt oder vergipst. Die letzte
Renovierung 1955 versuchte, Kirchenschiff und Chor das alte Aussehen wiederzugeben.
Die alten Bilder und Farben wurden freigelegt, die Ostempore und die Säulen
im Mittelgang beseitigt, der Taufstein erhielt den ihm liturgisch zukommenden
Platz, und die Kanzel wurde wieder an ihre ursprüngliche Stelle gerückt. Epitaphe und Bilder An der Nordseite, über der Empore
zwischen dem ersten und zweiten Fenster, befand sich früher ein Epitaph.
Auf dem vor 80 Jahren noch vorhandenen Bruchstück war der Name Canofsky
zu lesen Er bezog sich auf den Forstmeister Canofsky, der mit vollem Namen
Junker Heinrich Chanofsky, Herr zu Langendorf, hieß und 1609 württembergischer
von 1594- Forstmeister in Neuenstadt war. Er hat in Brettach das "Schlößchen"
erbaut, das der Herzog Friedrich 1664 für 863 Gulden kaufte. An der
Südwand stehen die Grabsteine des 1613 verstorbenen Pfarrers Georg
Müller und des 1642 verstorbenen Pfarrers Caspar Schäfer. Auch
an dieser Wand fanden sich zwischen dem zweiten und dritten Fenster Spuren
eines Epitaphs. Es gehörte wohl zu den "Denkmälern", die nach
der Chronik des Schultheiß Häfelin bei den Arbeiten 1843 zum
"Leidwesen der Gemeinde" zerstört worden sind. Das rechts vom Chor
hängende Auferstehungsbild zeigt am unteren Rand den Stifter mit seiner
Familie. Es war der Erbauer des Gasthauses "Zum Lamm", Melchior Greiner,
der das Bild nach dem Tod seiner ersten Frau der Kirche geschenkt hat.
Am 10. November 1590 war er hier getraut worden "mit Barbara, Philipps
Ayermanns seligen nachgelassenen Tochter". Am 14. Februar 1609 schloß
er als Witwer eine zweite Ehe. Im ersten Traueintrag wird er "Hans Greiners
Gutmeisters in der Vischbach son" genannt. Zu diesem Besitznamen gehört
das Wappen, ein Frauenkopf mit einem Fischleib, das man auf dem Bilde sieht.
Besitz und Wappen haben folgende Geschichte: Der Hohenlohe'sche Sekretär
Wendel Hipler kaufte sich 1507 an der oberen Rot an. Seine Besitzung trug
den Namen Fischbach, vielleicht nach einem heute nicht mehr vorhandenen
Ort Fischbach an der Rot. Auf seinem Siegel nannte er sich "Wendel Hipler
von der Fischbach". Nicht weit von Finsterrot besaß Ulrich Greiner
die älteste Glashütte des Mainhardter Waldes. Mit diesem Nachbarn
geriet Hipler in Streit, in dessen Verlauf er die Glashütte des Greiner
zerstörte. Dazu stellten ihm die Grafen von Löwenstein Dienstleute
zur Verfügung, weil sie bei Neuhütten eine eigene Glashütte
einrichten wollten und auf diese Weise die Konkurrenz auszuschalten gedachten.
Ulrich Greiner wurde durch Urteil des Reichskammergerichts, das damals
in Rottweil tagte, mit dem Besitz des Wendel Hipler, eben der Fischbach,
entschädigt. Hipler verscholl im Bauernkrieg als der "Bauernkanzler".
(Nach "Jahrbuch des Geschichtsvereins Schwäbisch Hall".) Ein Hans
Greiner errichtete 1568 eine Glashütte in Mittelfischbach. Einer seiner
Söhne war Melchior, der sich nach Brettach verheiratete.
Die Orgel Die ersten Aufzeichnungen über
Kirchenmusik in Brettach erwähnen eine Kapelle, die an Festtagen musizierte.
Im Jahre 1654 wurde von einem Präzepior in Neuenstadt ein Positiv
mit vier Registern erstellt für den Preis von 50 fl. Die erste Orgel
mit 10 Registern wurde 1681 angeschafft. Orgelbauer war Johann Karl Hammer
aus Pfedelbach. Es war das Jahr, in dem Brettach das Recht zur Abhaltung
eines Jahrmarktes (Brettacher Markt) erhielt unter dem Stabschultheiß
Johann Jakob Elsäßer. Dieser Markt wurde erstmals am St. Gallustag
(16. Oktober) abgehalten. Nachdem das Orgelwerk mehrere Male renoviert
und gereinigt worden war, u. a. durch einen Orgelmeister von Steinbach
und Schwäbisch-Hall sowie durch J. G. Prüss, Hoforgelmacher von
Hohenlohe-Neuenstein, wurde es 1844 von Orgelbauer Hauthuff aus Pfedelbach
erweitert und verschönert und auf der zu diesem Zweck angebrachten
Ostempore aufgestellt. Vorher stand die Orgel unter einem besonderen Vordach
außerhalb des Kirchenschiffes über einem Teil der jetzigen Sakristei.
Dieses Vorhäuschen ist auf dem alten Lageplan zu erkennen, in der
durch Turm und Schiff gebildeten Nordostecke. "Im Sommer 1787 haben das
mit einem Doppeldach versehene Langhaus, wie auch das Dach ob der Orgel
bei dem Vorhäuslein herum zu decken 3 Maurermeister und 1 Geselle
28 und 3/4 Tag gearbeitet" für im ganzen 19 Gulden. Dieses Orgelhäuschen
ging in der 1844 neu angebauten Sakristei auf. 1922 stellte die Firma Walcker,
Ludwigsburg, die neue Orgel auf der Westempore auf. In der Inflationszeit
wurden die Kosten in Höhe von 250 000,- M. aus dem Erlös von
26 Zentnern Hafer bestritten. Der Orgelprospekt stammt aus früherer
Zeit, vielleicht gar von der ersten Orgel des Jahres 1681. Kirchenheizung Im Jahre 1894 wurde im Mittelgang
der bisher ungeheizten Kirche ein Wasseralfinger Ofen aufgestellt. Er wurde
1937 durch eine Warmluffheizung ersetzt. Der Kronleuchter wurde zu Sylvester
1893 gestiftet und von einer Berliner Firma hergestellt. Der Kirchturm Das Dach des 1578 erweiterten und
erhöbten Kirchenschiffes wurde bis zum Jahre 1663 von dem alten, aus
Quadern massiv erbauten, 32 m hohen Kirchturm überragt. Nachdem einige
Zeit vorher der Blitz eingeschlagen hatte, fiel der obere Teil des Turmes
am 12. September 1663 nachs um 10 Uhr während des Türkenläutens
zusammen. Am 28. September desselben Jahres berichten Pfarrer, Schultheiß,
Anwalt und Gericht (Gericht bedeutet Pfarrgemeinderat) für sich und
"im Namen ganzer armer Gemeind zu Brettach: Bei uns grundverarmten untertänigsten
Supplicanten ist das bekannte Sprichwort Nulla calamitas sola (übersetzt:
kein Unglück kommt allein) leider allzuwahr, wann uns der höchst
erzürnte Gott nit allein im verschienenen Winter an dem Rebwerk mit
Gefröhrin zu schädlicher Schwächung, daß armen Mannes
vorhin geringer Nahrung erstlich gestraft, darauf im hingewichenen Sommer
unterschiedliche, unerhörte Wasserfluten unsere Felder mit Mißwachs
überschwemmend und mit gründlicher Verderbung... unwiederbringlichen
Schaden verursacht, bald darauf unsere noch in dem Feld gestandene Winter-
und Sommerfrüchte, wie nicht weniger die vom Wintergefröst noch
wenig übergebliebenen Trauben von einem höchst schäblichen
Hagelwetter dergestalten zerschlagen worden, daß wir von allem den
dritten Teil ererntet; sondern es ist auch den 12 ten umstehenden Monats
nachts um 10 Uhren eben in dem damals entstandenen großen Läuten
wegen angeschienener Türkengefahr, und da man Gott mit fleißiger
Besuchung der Kirchen und eifrigem Gebet in die Ruten fallen sollen, unser
von lauter sehr großen Quadern erbaut gewesener Kirchturm, worin
vor Jahren das Wetter geschlagen und dadurch sonder Zweifel das Fundament
also erschölt worden, über ein Haufen gefallen, der dann zwo
große Glocken gefällt, die Uhr wie auch ein Stück von dem
Langhaus, dem Altar, die Richter = (Pfarrgemeinderät) und etliche
Weiberstühl, alles zerschlagen, die Kanzel auf eine Seite gedrückt,
und demnach eine solche Ruin entstanden, die wir mit vielen Hundert, ja
zwei oder dreitausend und mehr Gulden nicht wie derum reparieren lassen
können." Angesichts der dringenden Notwendigkeit für die Gemeinde
"wieder ein Geläut mit Schlagwerk anzurichten, damit dieselbe danach
wiederum zu dem Gottesdienst berufen werden möchte und sie nicht als
wie in einer Einöde gleichsam ohne Klang und Gesang, ohne Schlagen
und Läuten dahinleben müssen...", beantragen sie: Es möge
ihnen eine Sammlung in mehreren Ämtern und freien Reichsstädten
gestattet und 20 fl. aus dem Kirchenkasten bewilligt werden. Der Bescheid
der herzoglichen Verwaltung lautete: "Unser gnädigster Fürst
und Herr resolviert sich... dahin, daß sowohl von dem Kirchenkasten
als Rentkammer jeder als 20 fl. beigeschossen werden sollen. Im übrigen
hat es bei gegenwärtigem Gutachten sein Bewenden." So mußten
die Brettacher in der Hauptsache aus eigenen Mitteln die Reparatur vornehmen.
Sie rissen den Turm bis auf die halbe Höhe ab, setzten einen Fachwerkstock
und eine mit Hohlziegeln versehene Turmspitze darauf. Infolge des Glockensturzes
war das Gewölbe des Chores zerstört worden. So ist zu erklären,
daß im Chor keine Deckenmalereien mehr vorhanden sind. 1748 mußte
eine größere "Reparation" vorgenommen und der Turm umgedeckt
werden, da "das Regenwasser überall durchgedrungen und bis auf den
Altar heruntergeloffen war." Schon im Juli 1776 heißt es wieder "Der
allhiesige Kirchturm, dessen oberstes Dachwerk mit Ziegeln gedeckt ist,
hat durch die Länge der Zeit von oben herein so Schaden genommen,
daß die Helmstangen ganz verfault und auch die Sparren zum Teil beschädigt
und abgängig werden. Wir werden daher in die Notwendigkeit gesetzt,
eine neue Helmstange einziehen und den Turm wieder gut und dauerhaft herstellen
zu lassen, damit aber solche Reparation von desto längerer Währung
sein möchte, haben wir resolviert, das Turmdach vom Knopf an 16 Schuh
herab mit guten Schiefern einzudecken und die O-Gräten mit Weißblech
zu beschlagen" Die Arbeiten wurden ausgeführt durch Schieferdecker
Wendel Brand von Sachsenfluorn, Bocksberger Amts für 115 Gulden. Nachdem
der Turm 1794 wieder für 40 Gulden ausgebessert worden war, zerstörte
der Blitz in der Nacht vom 20. auf 21. Juni 1803 den noch mit Ziegel gedeckten
Teil des Daches. Nun wurde das ganze Turmdach mit Schiefer gedeckt von
Schieferdecker Wanner in Ohringen in Gemeinschaft mit dem Hofschieferdecker
Baumhauf in Stuttgart für 804,20 Gulden. Der Schieferdecker bot "lebenslängliche
Gewährschaft außer den gewaltsamen Beschädigungen durch
Ungewitter oder andere unverschuldete Unfälle." Seit diesem Umbau
hat der Turm seine heutige Gestalt. Das Türmchen, in dem das Taufglöckchen
hängt, wurde wahrscheinlich 1864 angebracht. Der alte Wehrturm ist
in der unteren Hälfte des Kirchturms noch erhalten. Siehe Bild 8!
Im Juli 1805 wurden Langhaus und Turm von den Maurern Konrad Schuh, Heinrich
und Johannes Salve für einen Arbeitslohn von 102,21 Gulden neu verputzt.
Sie verbrauchten dazu 40 Zentner Kalk, 4 Pfund Rehhaar und 10 Fuhrlasten
Sand. 1829 wurde der Turm wieder repariert. Nach der Urkunde im Turmknopf
hatte Bretiach damals 936 Einwohner. 1843 wurde ein neuer Turmhahn aufgesetzt,
Turm und Kirche mit einem Blitzableiter versehen. 1900 wurde eine weitere
Kirchturmausbesserung vorgenommen. Als 1929 Turmhahn, Kreuz und Knopf zu
abermaliger Reparatur infolge eines kalten Blitzschlages abgenommen werden
mußten, wurde festgestelit, daß 3 Urkunden im Turmknopf niedergelegt
waren von 1829, 1843 und 1900. Nun wurde eine vierte beigefügt samt
einer Sammlung von Papiergeld aus der Inflationszeit 1922 / 23. Die letzte
Überholung fand 1955 anläßlich des Umdeckens des ganze
Daches statt. In der jetzigen Gestalt und Höhe von 31 m ragt der Kirchturm
also rund 150 Jahre über die Häuser des Dorfes. Die Glocken Die vor 1663 vorhandenen und beim
Niederstürzen beschädigten Glocken wurden ersetzt durch zwei
Glocken, die 1665 in Heidelberg von Timotheus Hertz gegossen waren. Die
erste, 560 kg schwer, trug neben dem Namen des Glockengießers und
der Jahreszahl die Namen des Pfarrers Johannes Pfitzius und des Schultheißen
Albertus Knör. Die zweite wog 360 kg. Sie waren abgestimmt auf die
Töne b und g. Vor 1802 war noch ein drittes Glöckchen vorhanden,
denn in diesem Jahr wurde es, weil zersprungen, durch ein neues ersetzt.
Im Jahre 1864 wurde eine weitere Glocke von den Gebrüdern Bachert
in Kochendorf gegossen. Sie trug die Namen des Pfarrers C. Haug, des Schultheißen
J. Säemann, des Stiftungspflegers Chr. Herrmann, des Gemeindepflegers
W. Kuttruff und den Spruch Ehre sei Gott in der Höhe. 1866 wurde das
kleine Glöckchen von 1802 durch ein neues ersetzt. Nun besaß
die Kirche vier Glocken. "Weil schadhaft" wurden 1902 die beiden letzteren
Glocken ersetzt durch eine große, 1000 kg schwere Glocke irn Tone
"es" und eine kleine, 150 kg schwere Glocke im Tone "des". Die größere
trug die Inschrift "Hört den Ruf und kommet gleich, kommt alle in
Gottes Reich, Friede, Friede sei mit euch." Das "Taufglöckchen" trug
die Inschrift. Wenn wir taufen, höre, unsre Kinder lehre, Herr, zu
deiner Ehre. Bis zum ersten Weltkrieg war das Geläute auf die Töne
es, g, b, es gestimmt und wog 2050 kg. In den Kriegsjahren 1914/18 mußten
die beiden alten Glocken von 1665 sowie das Taufglöckchen abgegeben
werden. Am 12. Oktober 1919 wurden zwei neue Bronzeglocken in den Tönen
ges und b eingeweiht. Erstere wog 780 kg, letztere 370 kg. Sie hatten 11
000,- M gekostet. Die ges-Glocke trug die Inschrift "Wie sind die Helden
gefallen im Streit. 2. Sam. 1, 25 Selig sind die Toten, die in dem Herrn
sterben. Offbg. Joh. 14,13. Ausmarschiert 258, gefallen 67, vermißt
8, in Gefangenschaft 16. "Die b-Glocke trug den Spruch "Mein Mund soll
des Herrn Lob sagen. Ps. 145, 21." Bis zum zweiten Welikrieg war das Geläute
ein harmonisches in den Tönen es, ges, b und des. Auf diesen letzten
Ton war das kleine Glöckchen gestimmt, das 1926 zu den drei großen
Glocken hinzukam. Sie wurde mit dem Vers versehen "Die Großen rufe
ich zu Hauf / den Kindlein läut ich zur Tauf / die Eltern geleite
ich heim / dazu erschallt die Stimme mein.» Dieses Geläute hatte
ein Gewicht von 2343 kg. Im zweiten Weltkrieg mußten die drei größten
Glocken abgeliefert werden. Als einzige Glocke verblieb der Gemeinde das
Taufglöckchen. Am 19. März 1950 wurden zwei neue Glocken, von
der Firma Bachert in Heilbronn für die Gemeinde Brettach gegossen,
eingeweiht. Die größere im Tone fis wiegt 813 kg und trägt
den Spruch "Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der
Höh'." Die kleinere im Tone a wiegt 413 kg und trägt den Spruch
"Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft
des Heiligen Geistes sei mit euch allen !" Die größte Glocke,
von der Firma Bachert, Heilbronn, im Tone e' u mit dem Gewicht von 1158
kg gegossen, wurde am 2. August 1959 eingeweiht. Als Inschrift trägt
sie den Spruch "Ehre sei Gott in der Höhe!" So symbolisieren die drei
Glocken die Dreieinigkeit. Es ist ein melodisches Geläut in den Tönen
e', fis, a und cis. Die drei Glocken wiegen zusammen 2621 kg. Das K!angvolumen
ist also etwas größer als die bisherigen. Die Kirchturmuhr Wie aus dem oben erwähnten Bericht
an den Herzog über den Einsturz der oberen Hälfte des Kirchturms
1663 hervorgeht, waren damals schon eine Uhr und ein Schlagwerk vorhanden.
1768 wird eine namhafte Reparatur der Kirchenuhr erwähnt. In dem Pfarrbericht
von 1828 heißt es "Die Uhr ist eine gewöhnliche Dorfuhr... Besonders
ist in Bezug auf die Zeit des Gottesdienstes und eine genaue Bestimmung
derselben der Umstand unangenehm, daß sie keine Viertel- und halbe
Stunden angibt." 1892 wurde die heutige Kirchturmuhr für 1000,- M
von der Firma Hörz, Ulm, eingerichtet. Es soll nicht unerwähnt
bleiben, daß auch die Firma Unger aus Straßburg im Elsaß
einen etwas niedrigeren Kostenanschlag eingereicht hatte. Diese Firma war
die Nachfolgerin des bekannten Schwilgue, von dem die berühmte Straßburger
Münsteruhr stammt. Die Firma Hörz erhielt den Zuschlag, weil
sie einheimisch war. Der Kirchhof Wie aus dem Bild ersichtlich ist,
war der ursprüngliche Friedhof klein. Als Wehrfriedhof war er durch
eine 0,90 m dicke Mauer eingefaßt, die ein 8-10 m breiter Grab umgab.
Der Verlauf des Grabens ist auf der östliche und nördlichen Seite
der Mauer gut zu erkennen. Er war an der Nordwestecke mit dem Teich verbunden,
in den der Dorfgraben mündete. Von den beiden Eingangstoren im Südwesten
der Wehrmauer ist weiter oben schon gesprochen. (Siehe Bild 5!) Die nördliche
Hälfte des heutigen Kirchenschiffes war ein Teil der alte Begräbnisstätte.
Kurz vor der Vergrößerung der Kirche war der Friedhof gegen
Westen erweitert worden (1574). Von einer abermaligen Erweiterung zeugt
das Pesttörchen. Leider ist nicht mehr festzustellen, wann der heutige
Eingang angebracht wurde. 1578 bestand er auf jeden Fall schon. Hauptreparaturen
der Kirchhofsmauer werden 1707 und 1817 verzeichnet. Die bedeutendste Ausdehnung
bzw. Veränderung wurde 1839-44 durchgeführt. Damals erhielt der
Kirchhof die heutige Größe und auch sein heutiges Aussehen.
Gärtnerische Anlagen wurden geschaffen, der Plattengang um die Kirche
herum gelegt, leider auch das Torhäuschen mit Türmchen und gewölbtem
Archiv abgebrochen. Der Friedhof um die Kirche herum ist ein sichtbarer
Ausdruck davon, daß die in der Kirche versammelte Gemeinde sich mit
den Toten als "eine Gemeinschaft in dem Herrn" weiß. Darum heißt
es in der Aufforderung zum Lobgesang in der Feier des Hl. Abendmahis "...
mit allen Seligen und Vollendeten singen wir dir den Lobgesang". In alten
Kirchenordnungen steht „Es haben die Alten Begräbnisse bei und neben
der Kirche darum verordnet, daß sie dadurch ihren Glauben bekannten,
daß sie nämlich eben an dem Ort, wo sie die Lehre von Christo.
dem Überwinder des Todes, predigen hören, auch die Auferstehung
ihrer verstorbenen Leiber erwarten und demnach den Tod nur für einen
süßen Schlaf und das Grab für ein sanftes Ruhebett und
Schlafkämmerlein halten." Darum gehören auf christliche Gräber
nicht Denkmäler heidnischer Verzweiflung und Trauer wie abgebrochene
Säulen u. a. m., sondern Denksteine mit dem ragenden Kreuz, dem Zeichen
des Sieges über Tod und Grab. |
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